Vor fünf Jahren als wir hierher in mein Elternhaus einzogen, wusste ich, dass wir nicht allein in diesen vier Wänden wohnten.
Nur so hatte ich es mir nicht vorgestellt.
Schon 1997 als ich heiratete und auszog war es etwas anders, aber doch noch für uns in Ordnung. Bevor Mutter 1991 starb nannten wir unser zu Hause liebevoll - unser Drei Mädelhaus! Wir Drei hatten schon ein enges liebevolles Verhältnis. Und nach ihrem Tod erlebten wir schon mal die eine oder andere Begegnung mit ihrem Geist. Sie waren nicht Angst einflößend, ein Streicheln über die Wange, auch war  ihr Lieblingsplatz mal  besetzt, er verströmte dann eine starke Kälte aus, oder ein Gegenstand war verschwunden und tauchte irgendwann wieder auf. Es waren kleine neckische Spiele und vor allem waren sie nur mal ab und zu und es jagte einem keine Angst ein.
Michaela blieb zu Hause wohnen, da das Haus aus zwei Wohnungen besteht, stand die eine leer. Wir wollten sie auch nicht vermieten.
Eigentlich war Michaela schon die treibende Kraft, dass ich hierher zurück kehrte. Sie erzählte mir dass sich die Vorfälle häuften und sie sich fürchtet. Türen öffnen und schließen sich, Schritte sind zu hören, Musik schaltet sich ein und schaut sie nach ist nichts zu sehen und alles aus. Ihre Hunde, sie hat zwei, laufen mit gesträubten Fell knurrend herum oder verkriechen sich. Sie schaut mich an und meint leise, es hat sich noch etwas verändert - unter unserer Treppe sitzt zeitweise ein böser Geist, der nach mir grabscht wenn ich sie betrete. Selbst die Hunde verweigern den Gehorsam in solchen Momenten sie zu betreten.
Ich schüttelte den Kopf nach derartigen Erzählungen von ihr, konnte das einfach nicht glauben. Tief schaute ich ihr in die Augen, du hast schon eine blühende Phantasie erwiderte ich ihr. Ich glaube du möchtest uns nur bei dir haben. Sie tat mir leid und ich schloss sie in meine Arme und tröstete sie, doch sie lies nicht locker. Und so gaben wir nach. Nach Renovierung und Umbauten zogen wir 2005 ein. Und gleich am ersten Tag ging es auch schon los.
Aus den Augenwinkel nehmen wir flüchtige Bewegungen wahr, schauten wir genauer hin ist da nichts, Dielen knackten unter Schritten, eine flüchtige Berührung, ein kalter Hauch im Nacken oder Blumenduft auch mal der Geruch nach Weihrauch durchzieht die Zimmer. Plötzlich wird es eiskalt im Raum. Obwohl kein Fenster offen steht bläst ein Luftzug die Kerzen aus. Gegenstände verschwinden und tauchen nach einiger Zeit wieder auf. Des Öfteren wenn wir nachmittags am Kaffeetisch sitzen, beschleicht uns das Gefühl, da sitzt noch Jemand. Dieses Gefühl verstärkt sich derart, dass wir den Geist körperlich fühlen. Wir das sind Michaela und ich. - Und ich muss das alles erst einmal realisieren. Dieser ganze Spuk, das war alles etwas viel und kaum zu glauben.
Seit wir hier wohnen brennen bei uns in der Nacht in allen Zimmer kleine Nachtlichter, damit man sich beim aufstehen in der Dunkelheit besser zu Recht findet. Selbst in diesem diffusen
Licht kann man die tanzenden Schattengeister sehen.
Selbst mein skeptischer Mann kann die Schatten sehen genau wie wir, auch den Duft riechen oder die Temperatur Veränderungen spüren, doch die Anwesenheit eines Geistes nicht.
Mittlerweile sind wir schon fast ein Jahr hier und das Treiben hat sogar noch zu genommen, doch es ist für mich nicht Angst einflössend.
Jetzt weißt du was ich dir die ganze Zeit sagen will wendet sich Michaela an mich und warum ich mich fürchte. Und ich antwortet ihr. - Du brauchst dich doch nicht zu fürchten, ich glaube es sind die Geister der Menschen die in diesem Haus lebten und noch andere liebe Verstorbene unserer Familie. Sie lieben uns, habe also keine Angst. Wir wohnen mit ihnen zusammen, hier in diesem Haus, das Haus der freundlichen Geister. - Und ich glaubte selbst daran. Mit der Zeit konnten wir sogar über ihre Späße lachen. Eigentlich hatte ich auch schon öfters Erlebnisse mit Geister, nur haben sie mich nicht direkt betroffen und ich konnte gut damit umgehen.
Das änderte sich plötzlich vor eineinhalb Jahren. Mitten in der Nacht erwachte ich aus tiefstem Schlaf. Es war zwei Uhr, mein Körper fühlte sich eiskalt und verkrampft an und dann fühlte ich ihn - diesen Blick. Da stand Jemand vor meinem Bett und starrte mich so abgrundtief böse und hasserfüllt an, dass ich es in jeder Faser meines Körpers verspüre. Dieser bösartige Blick raubte mir fast den Verstand. Das Entsetzen das mich gepackt hatte, kann ich bis heute nicht beschreiben. Kalter Schweiß bedeckte meinen Körper, ich war wie gelähmt. Nach etwa einer Stunde war dieses abgrundtiefe Böse mit einem Mal weg und als ich mich wieder bewegen konnte, stand ich auf. Mein Herz raste, ich zitterte und ich setzte mich mit weichen Knien auf einen Sessel, nur langsam konnte ich mich beruhigen. Die Nacht war für mich vorbei und so wartete ich auf den Morgen.
Beim Frühstück erzähle ich mein furchtbares Erlebnis meinem Mann und Michaela. Mein Mann schaut mich leicht irritiert an sagt aber nichts und Michaela sagt: Wir müssen etwas unternehmen, doch was? Dann fällt uns das Kloster ein. Wir fahren in das benachbarte Kloster und ich kaufe mir ein geweihtes Kreuz, das ich im Schlafzimmer aufhängen möchte. Was wir auch taten in der Hoffnung, dass es alles Böse fern hält. Jetzt stand ich den Geister nicht mehr offen und frei gegenüber, ich hatte Angst.
Die ersten Nächte nach diesem Schrecken waren furchtbar, ich fürchtete mich davor einzuschlafen. Doch mit den Nächten die vergingen ohne dass noch einmal etwas passierte, wurde ich wieder ruhiger.
Gerade als ich anfange mich wieder wohl zu fühlen, kommt der nächste Knall. Wieder war es mitten in der Nacht und wieder wurde ich unsanft geweckt. Ich spürte einen harten Druck um meinen linken Oberarm. Eine eiskalte Hand hielt ihn fest umfasst. Eine eiskalte Hand - die brannte wie Feuer! Ich wollte diesen harten Griff lösen, aber da war nichts, ich fasste ins leere. Und doch spürte ich diese brennende kalte Hand. Mein Verstand weigerte sich zu glauben was ich da spürte. Langsam kroch das Grauen in mir hoch und lähmte mich. Ich wollte schreien, aber kein Ton kam aus meinem Mund. In diesem Moment erwachte mein Mann und knipste das Licht an. Er sah mein angstverzerrtes Gesicht, fragte mich: Was hast du, was ist los, hast du schlecht geträumt? Immer noch brachte ich keinen Ton heraus, ich schaute ihn nur voller Entsetzen an. Er nahm mich in seine Arme und streichelte mein Gesicht. In dem Moment in dem er mich in die Arme nahm, löste sich der Griff um meinen Arm. Doch ihren Druck verspürte ich noch lange danach.
Der Schock dieser Begegnung löste sich erst Stunden später und mein erster klarer Gedanke war - zieh aus - zieh sofort wieder aus, aus diesem Schreckenshaus. Nie hätte ich gedacht dass  mich mal vor meinem geliebten Elternhaus solch eine tiefe Angst, ja sogar Panik befällt.
Später am Morgen nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, überlegte ich wie es weiter gehen soll. Ich setzte mich in den Garten, im Haus wollte ich unter gar keinen Umständen bleiben. Michaela schlug vor sich mit einem Parapsychologisches Institut in Verbindung zu setzen. Über das Internet nahmen wir mit zwei Kontakt auf, das eine befindet sich in Deutschland, das andere in der Schweiz.
Wir wurden über die Phänomene der Geistwelt aufgeklärt. Es gibt nichts womit man sich gegen sie schützen kann. Auch ein Umzug in eine andere Stadt bringt uns nichts, wir nehmen sie mit. Der Geist ist nicht ans Haus sondern an den Menschen gebunden. Nur wenige Menschen mit einer außergewöhnlich starken Aura, ziehen Geister an und nehmen sie wahr. Diese stark sensible Menschen, oft handelt es sich bei ihnen um Heiler oder Seher, entwickeln diese starke Aura, die den Geister ein Tor in unsere Welt öffnen. Manchmal schlüpft auch ein Bösartiger mit hindurch und hat dieser den Eingang erst mal gefunden beginnt für diese Menschen ein Leidensweg.
Wir waren fassungslos. Nach einiger Zeit des Nachdenkens sagt Michaela: Ich werde mal etwas ausprobieren. Sie steht auf und geht zu Rockys Grab. Rocky war Michaelas großer schwarzer Hund, ein Rottweiler - Dobermann Mischling. Er hing mit abgöttischer Liebe an ihr, da sie ihm das Leben rettete. Und als er vor fünf Jahren starb geistert auch er seitdem in unserem Haus herum. Sie zündet ihm eine Kerze an, bittet ihn uns alle zu bewachen und keinen anderen Geist egal wer es ist ins Haus zu lassen. Und das macht sie jeden Abend. Wir haben jetzt seit einem Jahr Ruhe vor den Geister. Den einzigen den wir noch wahrnehmen ist Rocky. Seine Liebe zu Michaela geht über den Tod hinaus. Und so können wir endlich wie ganz ,, normale " Menschen leben!


Diese Geschichte klingt absurd und doch beruht sie auf Wahrheit, denn ich habe sie selbst erlebt!